Dass Beyer Chronometrie an der Zürcher Bahnhofstrasse eine international bekannte Adresse ist, wenn es um Luxusuhren geht, weiss hierzulande fast jedes Kind. Denn das Geschäft wurde schon 1760 gegründet und ist damit das älteste seiner Art auf der ganzen Welt. Weniger bekannt ist hingegen, dass Beyer mittlerweile auch zu den renommiertesten Juwelieren überhaupt zählt.
Dieser Umstand ist weitaus weniger selbstverständlich, denn das Schmuckatelier gibt es erst seit 2002. Besonders mit Diamantenschmuck der höchsten Qualität hat sich Beyer einen Namen gemacht. Seit dem Beginn vor 19 Jahren ist Carlo Mutschler, Leiter des Schmuckateliers, dabei. «Das war damals mein Traumjob. Bis heute hat sich daran nichts geändert», sagt er.
Nur allerbeste Qualität
Anfänglich arbeitete Carlo Mutschler allein und musste sich seinen Platz unter den Uhrmachern erkämpfen. Die Kollektionen waren auf die Männer ausgerichtet: Ringe, Krawattenklammern und Manschettenknöpfe hatten zu den Uhren zu passen. Weil die Nachfrage überschaubar war, animierte Inhaber René Beyer den Leiter des Schmuckateliers, eine Strategie auszuarbeiten, wie man auffallen und etwas ganz Spezielles anbieten könne – mit Diamanten, dem Stein der Steine.
Gesagt, getan: Carlo Mutschler kaufte fortan nur die allerbesten Exemplare ein, die ganz spezielle Kriterien erfüllen und mit dem damals neuen Triple-Exzellent-Zertifikat des «Gemmological Institute of America» (GIA) ausgestattet sein mussten. Dabei handelt es sich um das weltweit kompetenteste und strengste Institut für Graduierung von Diamanten. Die Non-Profit-Organisation wurde 1935 gegründet und hat viele Parameter selbst eingeführt wie: Farbskala mit Buchstaben, Cutgrade oder dreidimensionale Beurteilung des Schliffs.
«Ein Beyer-Diamant funkelt immer noch ein bisschen mehr als die anderen.»
Carlo Mutschler, Leiter des Schmuckateliers
Weil die Schweizer vor der grossen, etablierten Konkurrenz aus Frankreich und den USA derart konsequent auf dieses Qualitätsmerkmal setzen, bezeichneten sie diese Diamanten mit der totalen inneren Reflexion auch noch gleich als Beyer-Steine. «Ein Beyer-Diamant funkelt immer noch ein bisschen mehr als die anderen», erklärt Carlo Mutschler. «Da mache ich keine Kompromisse.» Mit diesem Schachzug katapultierte sich Beyer auf einen Schlag vom Mitläufer an die absolute Spitze der Juweliere.
Heute ist Carlo Mutschler der Chef von vier Goldschmieden. Das Team hat im Hauptgeschäft an der Bahnhofstrasse 31 sein eigenes, abgeschottetes Reich und erfüllt praktisch jeden Kundenwunsch. Eine Spezialität sind die sogenannten Solitäre, also einzelne Diamanten, die hauptsächlich in Ringen, aber auch in Ohrschmuck oder Anhängern verarbeitet sind.
Steine scheinen zu schweben
Die Aufgabe von Carlo Mutschler und seinem Team ist es, die Diamanten maximal zur Geltung zu bringen. «Ich würde dieses Design als klassisch bezeichnen, aber modern interpretiert», sagt er. Das heisst: möglichst wenig Fassung, möglichst viel Stein. Denn der Diamant soll ja schliesslich der Star sein. Die Fassung von Ohrringen muss so fein gearbeitet sein, dass die Steine zu schweben scheinen. Seit dieser Strategieänderung im Schmuckgeschäft ist auch die Nachfrage stark gestiegen.
Kunden aus aller Welt reisen an die Bahnhofstrasse, um sich bei Beyer die schönsten Steine zeigen zu lassen. Dabei kann ein einzelner Diamant je nach Grösse schnell einmal über 100 000 Franken kosten – ohne die Fassung. Einmal liess Carlo Mutschler für einen Kunden aus Israel drei Diamanten im Gesamtwert von 9 Millionen Franken nach Zürich holen. Für solche Transporte sind spezialisierte Unternehmen zuständig, welche die kleinen Kostbarkeiten mit Mannschaftsstärke und im Notfall mit Waffengewalt beschützen.
100 Prozent Handarbeit
Jeder Solitär wird in hundertprozentiger Handarbeit gefasst. Da wird gehämmert, gesägt und geschliffen. Zuvor wird die Fassung von Hand oder am Computer gezeichnet. Bis eine Fassung fertig und der Diamant unverrückbar platziert ist, arbeitet laut Carlo Mutschler ein Goldschmied 12 bis 18 Stunden an seinem Werk. Auch hier wird wie bei der Auswahl der Steine nichts dem Zufall überlassen und auf beste Qualität geachtet. Für die Fassung wählen die meisten Kunden Weissgold, manchmal wird auch Platin verlangt. Ringe erhalten einen individuellen Stempel des Goldschmieds, der ihn gefertigt hat.
«Unter den verschiedenen Bearbeitungsarten des Diamanten ist der runde Brillantschliff am beliebtesten, weil er das Licht zweimal bricht und vollständig wieder aus dem Stein entlässt – die innere totale Reflexion des Lichtes», führt der Leiter des Schmuckateliers aus. Bei Ohrringen sind die beiden Steine immer genau gleich. Carlo Mutschler spricht da von einem perfekten Paar, das sich wie ein Ei dem anderen gleicht.
Lebenslange Garantie
Carlo Mutschler will jedes Stück, welches das Atelier verlässt, einmal pro Jahr zur Kontrolle sehen. Wer ein Schmuckstück mit einem Beyer-Diamanten als Solitär kauft, verpflichtet sich eigentlich, jährlich vorbeizukommen oder es zu schicken. Die Kontrolle und kleine Reparaturen sind im Kaufpreis bis in alle Ewigkeit inbegriffen. «Leider halten sich die wenigsten Kunden daran und melden sich erst, wenn es ein Problem gibt», erläutert der Leiter des Schmuckateliers. Aber die Fassung halte bei normalem Gebrauch bestimmt 20 Jahre.
Ein weiteres Merkmal eines Beyer-Steins ist, dass er immer etwas grösser ist, als er sein sollte, was man als «leichte Oversize» bezeichnet. «Wir verkaufen keine Diamanten mit genau 1 Karat», sagt Carlo Mutschler. Ein Beyer-Stein sei dann 1,03 Karat gross, damit er für den Fall, dass er nachgeschliffen werden müsste, nie kleiner als 1 Karat werde. Denn ein Stein von 1 Karat, für den man beispielsweise 39 500 Franken bezahlt habe, sei nur noch 23 500 Franken wert, wenn er nach der Nachpolitur lediglich noch 0,99 Karat habe.
Für alle erschwinglich
Alle Diamanten, die heute gefunden werden, sind rund 3,5 Milliarden Jahre alt und entstanden 150 bis 200 Kilometer im Erdinnern. Die grössten Vorkommnisse vermutet man im südlichen Afrika, vor allem in der Big-Hole-Mine. Wegen seines Alters ist der Diamant laut Carlo Mutschler das absolute Symbol für die Ewigkeit – und für Verlobungs- und Hochzeitsringe sehr beliebt. «Der Heiratsantrag wird auch bei uns immer häufiger mit einem Kniefall vor der Angebeteten und mit einem Diamantring verbunden.» In den USA sei dies sogar zu 85 Prozent der Fall, in Japan zu 70 Prozent. «Die Schweizer Männer hätten diesbezüglich noch etwas Luft nach oben», scherzt er.
Diamanten sind aber auch wertvoll, weil sie so selten vorkommen und die härteste natürliche Substanz sind. Sie sind 140-mal härter und damit viel widerstandsfähiger als Saphire, die zweithärtesten Steine. Auch wenn die Kundschaft international zusammengesetzt ist, sind es Schweizer Kunden, die vorwiegend Solitäre kaufen. Bei aller Qualität und Exklusivität sind Beyer-Solitäre von 0,35 Karat aber schon ab 3500 Franken zu haben und für alle erschwinglich.
Dieser Inhalt wurde von NZZ Content Creation im Auftrag von Beyer Chronometrie erstellt.