Wir erachten es heute als selbstverständlich, dass sich eine Uhr über einen drehbaren und herausziehbaren Knopf namens Krone aufziehen und einstellen lässt. Verglichen damit, wie lange es bereits mechanische Uhren gibt, dauerte es allerdings seine Zeit, bis jemand auf diese geniale Lösung kam.
Erst 1844 präsentierte ein junger Franzose namens Jean Adrien Philippe an der Französischen Industrieausstellung eine Taschenuhr mit dem von ihm erfundenen Kronenaufzug. Seine Konstruktion besass bereits sämtliche Merkmale der Krone, wie wir sie kennen. In der Ruheposition liess sich damit das Werk aufziehen, während man in gezogener Position die Zeiger richten konnte. Der Schalter, den Philippe ersonnen hatte, ist bis heute derselbe geblieben: Auf dem Tige, der Aufzugswelle, sitzt ein winziger Stahlzylinder, der auf dem quadratischen Querschnitt der Achse hin- und hergleiten kann. Seine beiden Enden besitzen eine Stirnverzahnung, die mal in den Aufzug, mal in die Zeigerstellung eingreift. Eine Wippe sorgt dafür, dass der Zylinder beim Ziehen der Krone vom Aufzug entkoppelt wird und sich mit der Zeigerstellung verbindet. Beim Drücken der Krone kehrt er wieder in die Ausgangslage zurück.
Jean Adrien Philippe erhielt für seine Erfindung nicht nur eine Goldmedaille, sondern auch gleich den Job seines Lebens. An der Ausstellung entdeckte ihn nämlich Antoine Norbert de Patek auf der Suche nach einem neuen Geschäftspartner für seine Genfer Uhrenmarke. Bekannt ist sie seitdem unter dem Namen Patek Philippe.
Das Uhrenatelier Beyer ist das grösste seiner
Art in Zürich: Über dem Geschäft an der
Bahnhofstrasse 31 beschäftigt Beyer zehn Uhrmacher
und zwei Uhrmacherlernende.
Die Uhrenwaage
Uhrenteilchen wie der Unruhreif müssen aufs Zehntausendstelgramm stimmen. Die Waage verrät, wo gefräst werden muss.
Bei der Konstruktion einer Uhr steht ganz am Anfang der Unruhreif, er wird durch Stanzen, Fräsen und Drehen sowie durch Elektroerosion gefertigt. Auf einer winzigen Drehbank werden Löcher für Gewichts- und Regulierschrauben gebohrt, die später für die Feinjustierung der Konstruktion wichtig sind. Anschliessend wird der Unruhreif auf die Unruhwelle genietet.
Dann folgt das Auswuchten, denn der Unruhreif weist nach der Herstellung sogenannte Schwerpunktfehler auf. Es ist kaum zu vermeiden, dass sich an einer oder mehreren Stellen zu viel Masse befindet. Ein «schwererer » Punkt auf der Unruh würde bei einer aufrechtstehenden Uhr den Reif nach unten ziehen; er könnte nicht mehr gleichmässig schwingen, die Präzision der Uhr wäre beeinträchtigt. Es gilt also, Schwerpunktfehler festzustellen und zu beheben.
Dazu wird der Reif auf die Unruhwaage gelegt und mit einem winzigen Pinsel in Drehung versetzt. Eiernde Bewegungen oder das Zurückschwingen des Reifs zeigen Schwerpunktfehler an. Der Uhrmacher korrigiert sie, indem er mit ultrafeinen Bohrern und Fräsen hauchdünne Materialspäne im Bereich von Zehntausendstelgrammen entfernt.
Der Uhrmacherberuf gilt als der
«Beruf der 100 Werkzeuge». Wir stellen in loser
Folge die wichtigsten vor.