Ein Bettelarmband für ein skandinavisches Königshaus, ein Ring mit Edelsteinen in den Farben des Regenbogens, komplette Sets aus wertvollsten Smaragden: Carlo Mutschler, Chef des Beyer-Schmuckateliers, ist extravagante Kundenanfragen gewohnt. Als jedoch ein junger Mann zu ihm kam und ihm sein spezielles Anliegen vorbrachte, musste er erst einmal schlucken, bevor seine Augen zu funkeln begannen, so wie jetzt, wenn er davon spricht.
Der Kunde äusserte den Wunsch nach einem Verlobungsring in Weissgold, dessen Schmuckstein seine Zukünftige alternativ auch im Bauchnabel tragen kann. «Ich habe mir nur gedacht: aussergewöhnlich – aber interessant! Diese Herausforderung ist eine gute Gelegenheit, unser Know-how zu beweisen», erinnert sich Mutschler. Und so hat der erfahrene Goldschmied, ohne lange zu zögern, Ja gesagt. Denn: «Wenn man ein bisschen tüfteln muss, macht unsere Arbeit erst richtig Spass.» Der Auftraggeber selbst, ein studierter Maschinenbauingenieur mit einem Faible für alles Mechanische, hatte bereits Umsetzungsmöglichkeiten recherchiert. Er lacht: «Als Uhrenfan hatte ich eine ungefähre Vorstellung, was technisch möglich ist.»
In der Praxis war für Carlo Mutschler und sein Team dann doch einiges Brüten nötig, um den perfekten Haltemechanismus zu entwickeln. Denn eines hatte, neben der festen Verankerung, für den Kunden Priorität: Man sollte dem Schmuckstück seine Zusatzfunktion nicht ansehen. Und so haben die Profis von Beyer die kleinstmögliche Schraube entwickelt, mit der ein Solitär sowohl an der Innenseite der Ringschiene als auch am Piercing befestigt werden kann.
In der Praxis war für Carlo Mutschler und sein Team dann doch einiges Brüten nötig, um den perfekten Haltemechanismus zu entwickeln. Denn eines hatte, neben der festen Verankerung, für den Kunden Priorität: Man sollte dem Schmuckstück seine Zusatzfunktion nicht ansehen. Und so haben die Profis von Beyer die kleinstmögliche Schraube entwickelt, mit der ein Solitär sowohl an der Innenseite der Ringschiene als auch am Piercing befestigt werden kann.
Die Frage aller Fragen.
Die Entscheidung für das Design war dann vergleichsweise einfach. «Wir haben uns bei der Fassung für den Diamanten schnell auf eine Blütenform geeinigt, wie sie bereits in der «Tulip»-Linie von Beyer verwendet wird», sagt der 31-jährige Kunde. «Beim Bauchschmuck wiederum fiel die Wahl auf einen Blätterkranz, in den der Solitär eingesetzt werden kann.» Wenige Monate nach dem Erstgespräch übergab Carlo Mutschler die Sonderanfertigung dem Kunden. Ihr beigelegt war ein Uhrmacher-Werkzeug-Set, mit dem der Wirkungsort des Brillanten mit etwas Fingerspitzengefühl vom Käufer selbstständig verändert werden kann.
Von all dem hat die Herzensdame nichts mitbekommen. Auch nicht, dass ihr Partner ihr Bauchnabelpiercing zur Feststellung der exakten Grösse stibitzt und es unbemerkt wieder zurückgelegt hatte. Und selbst als der Zürcher bei einem gemütlichen Dinner zu Hause die Frage aller Fragen gestellt hatte, war ihr die Doppelfunktion ihres neuen Rings am Finger nicht aufgefallen. «Ich habe mich zwischenzeitlich zwar mal kurz über die Schraube an der Innenseite gewundert, sie aber sofort wieder vergessen», sagt die junge Frau im eleganten Kostüm und streicht dabei ihre langen Haare nach hinten.
Einen Monate später löste sich das Rätsel von allein. Da lag unter dem Weihnachtsbaum, schön verpackt, das dazugehörige Piercing. «Ich habe mich mega über das Geschenk gefreut», sagt die 30-Jährige, die seit ihrem 15. Lebensjahr einen Bauchschmuck trägt, der schon in seiner Urform eine Massanfertigung vom Goldschmied war. Und sie ergänzt: «Im Nachhinein habe ich mich erinnert, dass ich früher einmal gesagt hatte, wie schade ich es finde, dass der teure Stein am Verlobungsring nur bis zur Hochzeit getragen wird und dann irgendwo in einer Schatulle verschwindet.»
Scherzhaft habe sie hinzugefügt, wie cool es doch wäre, ihn später am Nabel einsetzen zu können. Der zukünftige Gatte hatte aufgepasst: Ihr Wunsch war ihm Befehl – und etwa den Kaufpreis eines «sehr gut ausgestatteten Kleinwagens» wert. Wobei rund 80 Prozent der Summe auf den 1,2-karätigen Diamanten zurückzuführen sind.
Keine Eile, viel Stil.
Aktuell prangt der Hochkaräter am Finger der künftigen Braut, nur im Urlaub wird er an den Bauchnabel gesetzt. Die Trägerin glaubt, dass es noch eine Weile so bleiben könnte, und lacht: «Bis zur Verlobung hat es elf Jahre gedauert. Seit dem Heiratsantrag sind drei Jahre vergangen. Ich denke, dass wir bis zum Gang vor den Traualtar noch etwas Zeit brauchen.»
Eines ist aber sicher: Am grossen Tag wird unter der weissen Robe ein funkelnder Stein sitzen, den keiner sehen kann, der aber ein besonderes Zeichen der Verbundenheit zwischen den Eheleuten darstellt. Und natürlich soll es nicht bei dieser Kuriosität im Schmuckkästchen bleiben. «Ich kaufe nicht gern von der Stange, ich lasse lieber etwas Originelles anfertigen», hält sich der galante Verlobte in Anwesenheit seiner Liebsten bedeckt. Vermutlich hat er bereits die nächsten etwas anderen Schmuckpläne im Kopf.
Text: Matthias Mächler