Hart im Nehmen

Eine moderne Uhr hält ziemlich viel aus – dank einer Stosssicherung, die zwar seit 1790 bekannt, aber erst seit 1945 gebräuchlich ist.

Als Stosssicherung bezeichnet wird die federnde Lagerung des Loch- und des Decksteins, in denen der Unruhwellenzapfen dreht. Wie so viele Erfindungen in einer Uhr geht auch der «Parachoc» oder «Parachute» auf Abraham-Louis Breguet zurück, der die Urmechanik 1790 erfand. Heute ist der Incabloc die gebräuchlichste Stosssicherung. Er wird seit 1933 in La Chaux-de-Fonds produziert, setzte sich aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg wirklich durch. Bald wurden jährlich 90 Millionen Stosssicherungen für 45 Millionen Uhrwerke produziert. Das Aufkommen der Quarzuhr bremste die Fertigung: Erst 1988 wurde sie wieder im grossen Stil aufgenommen. Der Incabloc funktioniert dank einem einfachen Trick: Der Deckstein steht unter dem Druck der Lyrafeder. Bei einem Stoss weichen Lochstein und Deckstein so weit zurück, bis der kräftigere Ansatz der Unruhewelle die Belastung abfängt. Danach zentriert sich das Lager wieder selbstständig, da es von der Lyrafeder in die richtige Position gedrückt wird. Zur Dämpfung seitlicher Stösse ist der Stein in einem Futter befestigt. Seine geneigte Fläche lässt eine leichte Verschiebung zu, die durch den Wellenschlag begrenzt wird.

Das Uhrenatelier Beyer ist das grösste Atelier eines Uhrenhändlers in Zürich. Über dem Geschäft an der Bahnhofstrasse 31 beschäftigt Beyer zehn Uhrmacher und zwei Uhrmacherlernende.


Die ersten Uhren (ab 1812) hatten Gläser aus farblosem, ungehärtetem Mineral (Silikate): Es wurde zu Kugeln geblasen und in Abschnitte zerlegt. Daher die sphärische Wölbung selbst bei rechteckigen Uhren. Ende der 1920er-Jahre kamen Uhrgläser aus Zelluloid auf den Markt, sie galten als unzerbrechlich. Entsprechend begehrt waren sie – obwohl Zelluloid in grossen Mengen extrem feuergefährlich ist und im Sonnenlicht schnell schrumpft und vergilbt. Erst 1934 fand man mit Polymethylmethacrylat (Plexiglas) einen lichtbeständigen, nicht schrumpfenden Werkstoff. In den 1950er-Jahren kam der Spritzguss in Mode: Die Kunststoffgläser wurden in die Lunette eingesprengt respektive mit einer Wölbespannung eingesetzt. Das hatte den Nachteil, dass insbesondere bei Armbanduhren die Gläser oft rissen. Dann kam die chemische Glashärtung (1970er-Jahre), bei der man die gewünschte Spannungsverteilung dadurch erzeugte, dass in einem Salzbad die kleineren Ionen durch grössere ausgetauscht wurden. Es war der Durchbruch der Mineralgläser. Kunststoffglas wird heute allerdings nur noch bei Uhren in den untersten Preisklassen verwendet. Die Mineralgläser waren jetzt nicht mehr zerbrechlich, aber die Oberfläche blieb enorm kratzempfindlich. Mit der Zeit sah man nicht mal mehr durch das Glas hindurch. Die Lösung boten in den 1980er-Jahren synthetisch hergestellte Saphire, die bei hohen Temperaturen aus Tonerde
gebrannt werden. Rohstoff und Bearbeitung sind zwar teuer. Trotzdem hat sich das Saphirglas als Standard durchgesetzt. Jedenfalls bis auf Weiteres.

Uhrenglas

Beyer Chronometrie