UND SO PLATZIERTE MAN SPONTAN
EINEN BRILLANTEN.
ALS KLEINEN GRUSSAUS DEM ATELIER.
Ein Frühlingsmorgen am Katzensee in der Nähe von Zürich. Die Sonne spielt mit den schnellen Wolken Verstecken, die ersten Blüten verströmen Optimismus, António Teixeira fährt im mintfarbenen Porsche GT3 RS auf dem Parkplatz vor. Gut gelaunt steigt er aus. Die Jacke eines namhaften Labels passt farblich ebenso zum Gefährt wie Teixeiras jüngste Errungenschaft: ein beeindruckender Ring mit einem grünlich-blau leuchtenden Paraiba-Turmalin aus dem Schmuckatelier von Beyer. Er möge es farbig, wird Teixeira später sagen: Schwarz und Grau machten nur alt.
Seine Faszination für Schmuck sei eher jung, erzählt er und schmunzelt: «Früher hatte ich nur die Arbeit im Kopf. Ich trug nicht einmal eine Halskette.» Geboren wurde Teixeira in Portugal, in einem kleinen Dorf südlich von Cavez. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung als Topograf, bevor ihn die Liebe in die Schweiz und sein beruflicher Weg ins Kran-Business führte. Sein Unternehmen Interkran, das er zusammen mit seinen drei Söhnen führt, ist heute das grösste seiner Art – weltweit.
Seit einigen Jahren ist Teixeira regelmässig Gast bei Beyer an der Bahnhofstrasse. In dieser Zeit entstanden einige farbenfrohe Einzelanfertigungen. Das gegenseitige Vertrauen und die familiäre Atmosphäre bei Beyer bezeichnet er als unvergleichlich. Überhaupt liebt António Teixeira das Einzigartige, das Individuelle, ob bei seinen Möbeln, seinen Sportwagen in farblich mutigen Ausführungen oder beim Schmuck.
Angesprochen auf seine Lieblingsfarbe, antwortet er: «Verkehrsblau» – so wie seine Kräne. Und im Grunde faszinieren ihn alle Nuancen von Blau. Von dieser Vorliebe wusste das Team im Beyer-Schmuckatelier, als es ihm bei einem seiner Besuche eine Auswahl ausserordentlich leuchtkräftiger Turmaline aus Mosambik präsentierte. Teixeira lacht: «Eigentlich hatte ich gar nicht vor, einen weiteren Ring entwerfen zu lassen. Doch als ich diese aussergewöhnlichen Edelsteine sah, konnte ich nicht anders.» Das Team um Atelierchef Željko Gregurek fertigte die ersten Skizzen an. Nachdem sich Teixeira für Materialien und Edelsteine entschieden hatte, begannen die Goldschmiede mit der Arbeit an diesem ausserordentlichen Kunstwerk.

KOMPLEXE KOMPOSITION
Entstanden ist ein imposantes Kleinod aus Weissgold. Im Zentrum thront ein Paraiba- Turmalin von 3,98 Karat; seine intensive Leuchtkraft ist dem Kupfer- und Mangan- Gehalt zu verdanken. Flankiert wird er von kunstvoll gesetzten Saphiren und Brillanten, die einen farblichen Verlauf auf der Ringschiene bilden. Seinen so eigenständigen Charakter verdankt der Ring auch dem Einsatz verschiedener Fasstechniken.
Da António Teixeira – zur Freude der Goldschmiede – seinen Ring täglich tragen will, stand von Anfang an fest, dass der wertvolle Paraiba-Turmalin durch eine geschlossene Fassung geschützt werden soll. Um dem Ring trotz seiner Grösse Leichtigkeit zu verleihen, wurde die Fassung einzig auf der unteren Seite gelötet. Schaut man nun von oben auf den Edelstein, ergibt sich um die Fassung herum eine Schattenfuge, die den Paraiba-Turmalin beinahe schweben lässt. Die Arbeit war selbst für die Profis im Beyer-Atelier eine Herausforderung. Ein Beispiel: Der sogenannte Glanzschnitt um den Edelstein herum musste «in einem Zug» genommen werden. Man hatte für diesen Arbeitsschritt also nur einen einzigen Versuch. Misslingt er, wird der Glanz von der Fassung zum Edelstein unterbrochen, was den Blick des Betrachtenden ablenken und vom Edelstein wegziehen würde.
Zum Einsatz kam auch eine Fasstechnik, die vor wenigen Jahren im Beyer-Schmuckatelier entwickelt wurde. Sie sorgt für den einzigartigen Look auf der Ringschiene: Während Edelsteine sonst meist einer geordneten Bahn folgen oder Pavé-gefasst Flächen auffüllen, werden die funkelnden Schönheiten mit der Beyer-Fasstechnik auf unterschiedlichen Ebenen nach ästhetischem Empfinden gezielt gefasst. Am Ende wirkt das Arrangement, als hätte man die Edelsteine aus wunderbar lockerer Hand auf die Ringschiene gestreut.
Die gebrochene Oberflächenstruktur reflektiert auf spielerische Weise das Licht, was durch die Bewegungen des Trägers zusätzlich verstärkt wird. Ein weiteres Element, um das Archaische des Rings zu unterstreichen, sind kleine quadratische Vertiefungen, die als Dekoration mit einem speziellen Werkzeug Millimeter für Millimeter von Hand in die Schiene eingearbeitet wurden.

Der Ring für António Teixeira war eine weitere Auftragsarbeit, bei der sich das Team von Beyer stark auch von der Kreativität hat leiten lassen dürfen. «Für uns ist dieses Vertrauen eine Ehre», sagt Željko Gregurek. «In einem solchen Prozess laufen wir zu Hochform auf und sind maximal inspiriert.» Und so platzierte man spontan auf der Unterseite des Rings einen Brillanten auf die Gabelung zweier Achsen – der Perfektion zuliebe. Als kleinen Gruss aus dem Atelier.
«Wir freuten uns natürlich auch sehr darüber, dass sich ein Mann für einen solchen Entwurf entschied», erzählt Željko Gregurek. «Die Damen haben bei Auftragsarbeiten mit farbigen Edelsteinen zwar noch die Nase vorn. Aber die Herren sind am Aufholen: Die heutige Zeit spielt ihnen in die Hand.»
António Teixeira dreht versonnen an seinem Ring. Ja, er sei enorm glücklich damit und freue sich jeden Morgen, ihn anzuziehen und sich von ihm durch den Tag begleiten zu lassen. Er glaube auch durchaus an die Kraft von Edelsteinen: «Steine sind Leben, ein Geschenk der Natur! Und wie ich gelesen habe, sollen Paraiba-Turmaline bei Entscheidungen helfen, aber auch für guten Schlaf und gute Träume sorgen. Vielleicht sollte ich ihn auch nachts tragen.»
Wenn man an diesem wilden Frühlingstag am Katzensee den Ring in der Hand hält, ihn dreht und wendet und seine sorgfältig ausgearbeiteten Details betrachtet, versteht man gut, was Atelierchef Željko Gregurek über die kunstvollen Preziosen aus dem Schmuckatelier sagte: «Bei unseren Arbeiten geht es um ein Spiel von unterschiedlichen Ebenen, Achsen und Bezugspunkten: Es haucht dem Schmuckstück Leben ein und sorgt für Emotionen. Und wenn Sie dann mit dem Schmuckstück spielen und sich das Licht darin verfängt, wird der Glanz niemals hüpfen, sondern stets über die Flächen gleiten – wie von Zauberhand geführt.»
Seit 2002 betreibt Beyer ein eigenes Schmuckatelier. Über dem Geschäft an der Bahnhofstrasse 31 fertigen vier bis sechs Goldschmiede und Juweliere eigene Kollektionen und Auftragsarbeiten.