Taschenuhr aus Holz Gebrüder Bronnikow (Michail und Nikolai), ca. 1870, Russland
Die Uhr mit Holzperlenkette und separatem Holzübergehäuse ist aus Buchsbaumwurzelholz gefertigt. Das Zifferblatt hat eine vertiefte kleine Sekunde auf 6 Uhr. Die Zeiger, eingelassenen Zifferrondellen und das Stunden- und Minutenrad sind aus Elfenbein (wahrscheinlich Mammut). Das Werk ist ebenfalls fast ausschliesslich aus Holz geschaffen, mit Ausnahme der Aufzugsfeder, der Sperrfeder und der Spiralunruhfeder, welche aus Metall sind. Die Schrauben im Werk und am Gehäuse sind aus Holz oder Elfenbein. Das Werk wird innen mit dem dazu passenden runden Holzschlüssel aufgezogen.
Semjon Iwanowitsch Bronnikow, Kunsttischler aus dem zaristischen Russland, bekam von einem Auftraggeber anfangs 19. Jahrhundert erstmals eine goldene Taschenuhr zu sehen. Beindruckt von solch schöner Vollkommenheit beschloss er, eine Taschenuhr aus Holz herzustellen. Unablässig widmete er sich nur noch dem Schnitzen und Sägen von winzigen Uhrwerkteilen und vernachlässigte darüber seine Auftraggeber.
Die Dorfbewohner erklärten ihren Schreinermeister daher für verrückt und Bronnikow wurde in eine Klinik für Psychisch Kranke eingewiesen. Nach einem langen Jahr und dem Versprechen an seinen Arzt, sich solche Verrücktheiten zukünftig aus dem Kopfe zu schlagen, fertigte er darauf für sechs Jahre in aller Heimlichkeit seine Holztaschenuhr an.
Sein gelungenes Meisterwerk erwarb der künftige Zar Alexander II im Jahre 1837 an der Handels- und Industrieausstellung in Wjatka und bezahlte dafür eine hohe Summe. Mit diesem Erfolg änderte sich das Verhalten gegenüber Bronnikow, und fortan konnte er sich ungestört der Herstellung weiterer Holzuhren widmen. Diese Tradition wurde von seinen Söhnen Michail und Nikolai sowie dessen Enkel weitergeführt.