Was für ein Stein!

Jahrelang waren Katrina und Yves Diserens auf der Suche nach einem Tansanit, der ihr Herz berührt. Ein Besuch bei Beyer veränderte alles.

Manchmal braucht es im Leben nicht mehr als ein wenig Aufmerksamkeit, um Grosses entstehen zu lassen. Wie an jenem Tag im vergangenen Dezember, als Katrina und Yves Diserens zu Besuch im Hause Beyer waren. Beiläufig erzählten sie von ihrer ersten Reise als verliebtes Paar nach London im Jahr 2019. «Damals hatten wir vor dem Schaufenster eines Juweliers gestanden und waren gebannt von einem geradezu mystisch leuchtenden blau-violetten Tansanit», erinnert sich Katrina Diserens. Der Schmuck war nicht der richtige. Trotzdem markierte der gemeinsame Moment den Beginn ihrer Suche nach dem perfekten Tansanit. Was sich als gar nicht so einfach herausstellte. «Oft gefiel mir der Schmuck nicht, oder die Steine waren zu klein oder zu gewöhnlich», erzählt Katrina Diserens.

EIN BESONDERER SCHLIFF

Bei Beyer hatte man gut zugehört. Der Verkauf informierte Željko Gregurek, den Leiter des Schmuckateliers, und die Dinge nahmen ihren Lauf. «Ich klopfte bei einem Künstler an, der eine eigene Art zu schleifen hat, mit der er die Seele der Steine auf wunderbare Weise hervorbringt. Der Schliff reduziert das Funkeln, die Steine geben den Blick in die Tiefe ihres Inneren frei.» Im Atelier stellte man ein Bouquet zusammen, dann rief man Katrina Diserens an. Sicher, sie war überrascht über den

Herstellung Schmuck

Sicher, sie war überrascht über den unerwarteten Anruf. Vor allem aber war sie neugierig, was sie erwartet. Doch nie hätte sie gedacht, dass sie dermassen überwältigt sein würde. «Diese Steine waren einfach eine Liga für sich, die schönsten, die wir je gesehen hatten und mit ihrer Grösse zwischen 15 und 30 Karat perfekt für uns», sagt Katrina Diserens. Doch das war noch nicht alles. An die Möglichkeit, Schmuck nach eigenen Wünschen gestalten zu lassen, hatten sie und ihr Mann bis dahin nie gedacht. Durch den Anstoss von Željko Gregurek kam der Stein wortwörtlich ins Rollen. «Das Vertrauen war vom ersten Moment da», sagt Katrina Diserens. Das Formulieren von Ideen und Träumen und erste Handskizzen aus dem Atelier folgten. Das Timing war sportlich: Drei Monate blieben den Juwelieren, um den Schmuck für eine Hochzeit in der Familie fertigzustellen. Doch schnell wurde klar: Hier surft man auf der gleichen Welle. «Menschlich hat es einfach gepasst », sagt Željko Gregurek.

Von Beginn an stand fest, dass aus den Tansaniten ein Collier wird. Doch wie das Leben so spielt, verliebte sich Katrina Diserens in zwei kleinere Steine im Tropfenschliff. So gesellten sich zu dem geplanten Halsschmuck spontan ein Paar Ohrringe. In einer zweiten Runde wurde der perfekt passende Tansanit im Cushion Cut für das Collier eruiert. Und auch in der Materialfrage war man sich schnell einig: Rotgold soll den edlen Stein umarmen. «Es ist elegant, warm und passt perfekt zum Hautton von Frau Diserens», sagt Gregurek.

Das Design der einzelnen Elemente wurde verfeinert. Katrina Diserens war wichtig, dass sich die Tansanite im Geschmeide frei entfalten können. Die Fassung soll die Edelsteine lediglich «begleiten und in ihrer Form unterstützen». Im kreativen Austausch entwarfen Željko Gregurek und sein Team filigrane, auf ein Minimum reduzierte Fassungen. Wer genau hinschaut, erkennt feine florale und herzförmige Elemente im orientalischen Stil – ebenfalls ein Wunsch von Katrina Diserens, deren Leidenschaft für Schmuck bereits als Kind erwacht war, als der Vater ihr von seinen Reisen Preziosen mitgebracht hatte.

Schmuckzeichnung Tansanit

«DIESE STEINE WAREN EINFACH EINE LIGA FÜR SICH,
DIE SCHÖNSTEN, DIE WIR JE GESEHEN HATTEN.»

 

TECHNISCHER CLOU

Schritt für Schritt entstanden im Schmuckatelier die Unikate, die in Eleganz und Wirkung ihresgleichen suchen. Ihren lebendigen Charakter erhalten die Preziosen durch ein virtuoses Zusammenspiel von polierten und mattierten Elementen. Etwas Besonderes liessen sich Željko Gregurek und sein Team auch für die Ohrringe einfallen: Der untere Teil mit dem Tansanit lässt sich ausklinken, indem man den Boden des Ohrrings öffnet und den Stein samt Fassung heraushebt. Mit diesem technischen Clou kam man dem Wunsch nach Alltagstauglichkeit nach. Denn der Schmuck, das war Katrina Diserens wichtig, soll kein Dasein im Tresor fristen.

Von Beginn in den Entstehungsprozess eingebunden war auch Ehemann Yves Diserens, der sich besonders für die Themen rund um die Konstruktion begeisterte. Als Ingenieur ist für ihn Präzision bis ins kleinste Detail wichtig. Über die Zusammenarbeit schwärmt er: «Dem Team ist ein Meisterwerk gelungen, so etwas können nicht viele herstellen. Diese Liebe zum Detail, diese kompromisslose Exaktheit: Das ist eine eindrückliche Spezialität von Željko Gregurek und seinen Leuten.»

EXTRAMEILE UND EMOTIONEN

Um den Schmuck pünktlich fertigzustellen, wurden Überstunden geleistet, Ferien verschoben und die berühmte «Extrameile» gegangen. Umso berührender war der Moment, in dem der Schmuck präsentiert wurde. Bereits beim Anblick kamen Katrina Diserens die Tränen: «Mit diesem Schmuck», sagt sie, «verbinde ich so viele Emotionen. Er wird mich ewig an unser Kennenlernen, an unsere Verliebtheitsphase und London erinnern. Ihn zu tragen wird stets etwas ganz Besonderes sein.»

Auch Željko Gregurek war gerührt: «Wir dürfen uns mit viel Schönem umgeben, haben es mit spannenden Menschen zu tun, können unsere Leidenschaft leben. Doch wenn wir sehen, wie gross die Freude der Person ist, die unsere Arbeit tragen wird, dann ist das ein Moment, den man für immer bewahren will.»

Tansanit Ohrring
Zwei Schmuckstücke in einem: Der Tansanit lässt sich samt Fassung ausklinken.

Goldschmied

«MICH FASZINIERT DIE ÜBERRASCHUNG»

Das Schöne zog ihn schon als Bub an, und statt auf den Hund kam er auf Katzen: Wer ist Željko Gregurek, der neue Chef im Schmuckatelier Beyer?

Herr Gregurek, tragen Sie selber Schmuck?
Ausser meinem Trauring? Manchmal privat, aber nie im Geschäft. Hier stehen unsere Gäste im Mittelpunkt, da möchte ich mich nicht aufdrängen.

Was mögen Sie an Ihrem Beruf besonders?
Den Moment, wenn sich unsere Gäste zum ersten Mal mit dem fertigen Schmuck sehen. Aber spannend ist natürlich vor allem die Reise zu diesem Ziel: der Prozess, der uns oft zwingt, die Dinge neu zu denken.

Was ist ein guter Goldschmied?
Jemand, der eine Skizze so umsetzen kann, dass das Schmuckstück nicht nur perfekt ausgearbeitet ist, sondern auch eine Seele besitzt und lebt. Klingt vielleicht seltsam, aber es ist so: Gute Schmuckstücke leben. Massenware ist lieb- und leblos und wirkt halt einfach «produziert».

Warum wurden Sie Goldschmied?
Ich machte Schnupperlehren als Zahntechniker, als Innendekorateur und als Goldschmied. Letzterer war der einzige der drei Berufe, bei dem man selbst entwickeln und Einfluss nehmen kann. Ich entschied mich für die Kreativität.

Wann haben Sie gemerkt, dass Design Sie interessiert?
Ich hatte schon früh ein Faible für Schönes; schon als Bub waren meine Sandburgen ziemlich imposant (lacht). Seither bin ich ständig auf der Suche nach dem gewissen Etwas. Mich fasziniert die Überraschung, das Besondere als Teil der perfekten Harmonie. Was mich nie interessierte: der Standard, das reine Erfüllen des Klischees.

Ihr Vorgänger als Atelierchef, Carlo Mutschler, war in der Berufsschule Ihr Zeichenlehrer. Was zeichnete ihn aus?
Dass er auf alles eine Antwort wusste, jeden Trick kannte. Seine Zeichnungen lebten: Du hast den Schmuck plastisch vor dir gesehen. Für mich war das pure Magie.

Er hat das Beyer-Schmuckatelier aufgebaut und zwanzig Jahre lang geführt. Was ist sein Verdienst?
Wir sind an der Bahnhofstrasse, alle paar Meter gibt es Mitbewerber. Dass Carlo es in dieser für eine Marke doch sehr kurzen Zeit schaffte, ein derartiges Qualitätslevel zu erreichen und den Beyer-Schmuck höchst erfolgreich zu etablieren, sagt alles.

Was haben Sie mit dem Schmuckatelier vor? Gibt es konkrete Pläne?
Wir sind an etwas Speziellem, ich will aber noch nichts verraten. Allgemein soll auch Grosses, Schweres, Mutiges in die Kollektionen einfliessen. Lasst euch überraschen – und faszinieren! Bleiben wird, was Beyer-Schmuck schon immer ausmachte: handwerkliche Exzellenz und aussergewöhnliche Steine zu fairen Preisen.

 

 

5 X SCHÖNES BY GREGUREK

WASSER: Es ist mein Element und das Sujet meines Signaturstempels. Wenn ich schwimme, fühle ich mich eins mit der Natur.

KATZEN: Ich dachte, ich sei ein Hundemensch. Dann zogen Katzen bei uns ein. Ihre Attitüde, dieses Majestätische, und ihre beruhigende Ausstrahlung faszinieren mich ungemein.

SCHACH: Das einzige Spiel, das nichts mit Glück zu tun hat. Alles ist Strategie. Und wie bei gutem Schmuck geht es um die Überraschung, um das Aussergewöhnliche.

HALSTÜCHER: Im Sommer kühlt Seide, im Winter wärmt Wolle – ich bin den Halstüchern verfallen, sie sind quasi mein Schmuck. Und: Ich suche sie nicht, sie finden mich.

TRAURING: Nach zwanzig Jahren verändert sich täglich getragener Schmuck. Er setzt Patina an, Kanten werden uneben. Meine Frau und ich mögen die Idee, dass sich unsere Ringe mit uns wandeln.