Mit Kühnheit gegen Fernweh

Wenn Marion Stadler ihr «Carneval»-Set trägt, fühlt sie sich an entlegene Orte versetzt. Ein weiter Weg war es auch zum Geschmeide selbst.

Das die farbenfrohe, fast schon kühne Kollektion im modernen Artdéco- Stil den Namen «Carneval» trägt, kommt nicht von ungefähr. «Diese Arbeit war ein wahrhaft mutiges Unterfangen», sagt Carlo Mutschler vom Schmuckatelier Beyer. «Wir haben Farben und Materialien vereint, die in den Augen von Puristen eigentlich gar nicht zusammenpassen.» Ein grosses, fast quadratisches Viereck mit abgerundeten Kanten dient als Ringkopf für den Fingerschmuck. Die Ohrringe haben die Form eines hängenden Sechsecks. In ihrer Mitte thront ein dominierender Aquamarin, der flankiert wird von funkelnden Edelsteinen in Grün, Weiss, Lila, Gelb und Blau. Und gefasst ist alles in der dunkelsten Rotgoldlegierung, die überhaupt möglich ist.

Dame mit wunderbaren Juwelen
Lustwandeln im Schlosspark Meggenhorn: «Der
Schmuck strahlt Lebensfreude und Leichtigkeit aus», findet Marion Stadler.

NAH AM WASSER

Als Mutschler der langjährigen Stammkundin Marion Stadler seine Kreation präsentierte, war sie sofort fasziniert vom Spektakel im geradlinigen Design und von den charakteristischen Aquamarinen. Sie verband damit allerdings weniger ausgelassenes Karnevalstreiben in Venedig oder Rio de Janeiro. Vielmehr fühlte sie sich nach Indien versetzt und erinnerte sich an den Trubel in den Strassen Rajasthans, den Duft der Gewürzbasare, die bunten Kleider. Und sie spürte noch etwas anderes: «Der Aquamarin symbolisiert Wasser, das Element, das sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht. Ich fühle mich in, an und auf einem Gewässer am wohlsten und schwimme an manchen Tagen bis zu zwei Stunden im See.»

Allerdings: Mit der Rotgoldfassung konnte sie sich erst einmal überhaupt nicht anfreunden. «Ich trage sonst fast nur Platin, es war mir einfach zu farbig, zu wenig schlicht.»

«TATSÄCHLICH WAR IHR WUNSCH

EINE FAST UNLÖSBARE

AUFGABEFÜR UNS.»

Und doch habe sie die geometrische Anmutung, die Anlehnung an den Art déco nicht mehr losgelassen. Jedes Mal, wenn sie in Zürich war, liess sie sich den Schmuck zeigen, er gefiel ihr immer besser. «Und dann beschlossen mein Mann und ich, dass wir ihn kaufen», erzählt Marion Stadler. «Aber nur als Set, also mit passendem Bracelet, damit der Schmuck- Look wie aus einem Guss ist.»

Carlo Mutschler erinnert sich: «Tatsächlich war ihr Wunsch eine fast unlösbare Aufgabe für uns.» Denn trotz des stacheligen Designs sollte sich das Armband organisch an das Handgelenk schmiegen: Man entwarf und verwarf im Atelier unzählige Varianten. Das gesamte Team dachte mit – bis das perfekte flexible Bracelet Tatsache war.

Es besteht aus neun mit Aquamarin und bunten Edelsteinen versehenen Sechsecken, die das Thema des Ohrschmucks aufnehmen. Allerdings wurden die geometrischen Formen diesmal nicht stehend positioniert, sondern liegend. Zusammengehalten werden sie von auf der Spitze balancierenden Quadraten.

Herstellung Schmuckstück
Schmuck Herstellung
Herstellung Schmuckstück
Herstellung Schmuck

Ecken und Kanten: Die «Carneval»-Kollektion fällt aus dem Rahmen. Ihre Machart ist ebenso spektakulär wie ihre Farbigkeit.

SELTENSTE AQUAMARINE

Der technische Aufwand war eine Meisterleistung, doch die Beschaffung der perfekten Edelsteine gestaltete sich als fast noch schwieriger. «Vor allem die passenden Aquamarine waren lange nicht zu bekommen. Dieser enorm hohe Eisengehalt, der den blauen Farbton kalt und rein wirken lässt, ist extrem rar, den gibt es praktisch nur in Mosambik», erklärt Mutschler. Mal waren die Steine zu gelb, mal hatten sie einen Grünstich. 

Letztlich aber wurde man bei einem Schweizer Edelsteinhändler fündig und konnte das Set vollenden. «Ich war vom Endresultat wirklich begeistert», erinnert sich Marion Stadler an den Moment der Übergabe. Komplett war das Ensemble damit aber immer noch nicht. Es fehlte der passende Zeitmesser in ebendiesem dunklen Rotgold.

Man fand ihn in einem Modell von Jaeger-LeCoultre, nur leider war dieses nicht mehr erhältlich. Wieder einmal erwies sich, dass bei Beyer in Sachen Uhren und Schmuck wirklich keine Wünsche offenbleiben müssen: Nach intensiven Verhandlungen erreichte Mutschler, dass Jaeger- LeCoultre für Marion Stadler die Uhr noch einmal nachbaute.

Frau mit Schmuck
Hat ein Faible für aussergewöhnliches Design: Marion Stadler.

«Die Geduld hat sich gelohnt», sagt die quirlige Frau mit dem Faible für aussergewöhnliches Design. Sie liebt ihr einmaliges Geschmeide und trägt es vor allem zu festlichen Anlässen oder zum Opernbesuch. Und besonders oft im Sommer: Der Aquamarin kommt auf sanft gebräunter Haut ideal zur Geltung. «Das Ensemble strahlt Lebensfreude und Leichtigkeit aus», freut sich Marion Stadler. «Ich fühle mich wohl damit, denn es ist äusserst angenehm zu tragen: Man spürt es kaum, weil es so gut gemacht ist; man verschmilzt mit ihm zu einer Einheit.»

Gern denkt sie dann an ihre Hochzeitsreise nach Bhutan zurück oder an schöne Momente in Indien, an Urlaube auf Sri Lanka und an eine Expedition ins ewige Eis in Spitzbergen. Wann immer Marion Stadler das Fernweh überkommt, zieht sie ihre Preziosen an und holt sich so eine Extraportion exotische Energie heim in ihr Haus am Vierwaldstättersee.

WECHSEL IM ATELIER

Carlo Mutschler, der Gründer und langjährige Leiter des Beyer- Schmuckateliers, tritt kürzer und übergibt die Verantwortung seinem bisherigen Stellvertreter: Wer Željko Gregurek ist, was ihn antreibt und was er bewegen will, lesen Sie in der nächsten beyond-Ausgabe im November.

Beyer Chronometrie